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Regen, Wind und Schafe (letzter Teil)

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Rückweg! Von nun an geht es Richtung Perth, von wo aus wir mit dem Zug zurück nach Newcastle zur Fähre fahren werden. Erstmals während der Reise denken wir an das Ende. Die leicht eingetrübten Gedanken werden vom trüben Wetter anfangs noch ziemlich gut widergespiegelt. Später blitzten dann vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Wolken und die Stimmung wurde auch wieder besser.
Das Bier in der Touristenfalle an der Hauptstrasse war widerlich! Ich kann mich nicht erinnern, jemals zuvor ein 3/4 volles Bier stehen gelassen zu haben. Das Essen war aber wichtig, denn schließlich hatten wir an dem Tag 100 km in der Planung.

Cross Schottland
(c)Keili

Nach dem Mittagessen ging es dann auch auf der Hauptstrasse weiter, einfach weil keine andere da war. Hierbei sei erwähnt, dass uns die Schotten immer mit ordentlichem Sicherheitsabstand überholt haben. Die, bei denen es knapp war, hatten peinlicherweise meist deutsche oder holländische Nummernschilder.
Der Blick von der gar nicht so langen Brücke, die Skye mit dem “Festland” verbindet, war Schottland pur.

Cross Schottland
(c)Keili

Der Campingplatz in Roy Bridge lag netterweise direkt hinter einer Bar und hatte die mit Abstand schönsten sanitären Anlagen der Reise.
Das Abendessen wurde uns von diversen Guinness und einem englisch kommentierten Fußballspiel des FC Bayern gegen Scheißegalwen versüßt, bei dem der Moderator eine sehr eigenwillige Aussprache für “Schweinsteiger” hatte.
Der Typ, der nach uns aus der Bar geschwankt ist, stelle sich am nächsten Morgen als der Busfahrer der im benachbarten Hotel abgestiegen Reisegruppe heraus…..

Nach einer ruhigen und entspannte Nacht ging es auf die nächste Etappe.

Cross Schottland
(c)Keili

Es gab wieder Landschaft und Höhenmeter satt, die Wegbeschreibung des letzten Platzwartes stimmte auf den Zentimeter und auch das “Pub in the middle of nowhere” haben wir gefunden. Pflichtbewusst wurden dort Scons und Tee konsumiert, und das, Sonne sei Dank, sogar im Freien. Der vorbeifahrende Club der Lotus-Super-7-Besitzer brachte auch noch eine Bereicherung für die Klangwelt der Region. Wir verloren uns in Gedanken, die aber abrupt von einem “Ei Anette, jetzt simmer mitte in Schottland!” unterbrochen wurden. Zwei Damen mittleren Alters hatten sich gerade aus ihrem Mietwagen gepellt und stöckelten auf den Eingang zu. Für uns ein deutliches Zeichen weiter zu fahren.

Kurz vor dem nächsten Campingplatz fand sich ein Supermarkt, und nachdem Einweggrills sich gleich am Eingang aufdrängten, wurde reichlich Grillade eingekauft.
Unser Zeltplatz lag sehr idyllisch an einen Fluss und das Essen mundete wunderbar.

Cross Schottland
(c)Keili

Leider haben sich nach dem Erlöschen des Grills sehr schnell die Midges über uns her gemacht, und somit genossen wir den Blick den Rest des Abends durch das Fliegennetz des Zeltes.
Für den nächsten Tag hatten wir Dalwhinnie als Ziel geplant. Wir hatten jetzt schon sooooo viele Destillen im geschlossenen Zustand gesehen, dass wir einfach auch noch eine offene besichtigen wollten.
Der Flyer, der bei der Rezeption des Platzes auslag, offenbarte dann auf Seite 3 Schreckliches: Dalwhinnie ist die am höchsten gelegene Destille Schottlands…

So schlimm, wie das zuerst klang, war es dann doch nicht. Wir hatten schon viele der HM am Vortag erklommen, und da wir auch nur sehr kurze 55 km Weg vor uns hatten, war es eh deutlich entspannter.

Cross Schottland
(c) Keili

Das Weiße da oben auf dem Berg ist übrigens Schnee…

Die Destille hatte tatsächlich offen und so kamen wir zu unserer ersten Besichtigung. Ein Erlebnis, das man sich problemlos sparen kann. Genauso gerne hätten wir uns die Übernachtung im schrecklichen “Bunkhouse” des Ortes gespart. Leider war das aber die einzige Möglichkeit der Übernachtung – und so konnten wenigstens die Desinfektionstücher verbraucht werden.

Für den letzten Tag auf dem Rad hatte ich auf dem Navi einen Radweg gefunden, der uns fast die Hälfte der Stecke bis Perth bringen sollte. Da Radwege in Schottland aber sehr gerne sehr bescheiden markiert sind, hofften wir, diesen überhaupt zu finden.

Cross Schottland
(c)Keili

GEFUNDEN!
Die Warnschilder kurz dahinter haben uns dann auch nicht abhalten können.

Cross Schottland
(c)Keili

30 km ohne Essen und mit der Gefahr in wüstes Schneetreiben zu geraten! Die Schotten scheinen recht wenig Vertrauen in die Radelkünste ihrer Mitmenschen zu haben. Ganz besonders wenn man bedenkt, dass der Weg auf diesen 30 km ungefähr 500 hm vernichtet und somit eher an eine Achterbahnfahrt erinnert.

Cross Schottland
(c)Keili

Viel zu schnell änderte sich dann auch wieder die Landschaft zu gewohnten, fast heimatlichen Verhältnissen. Die Highlands hatten wir eindeutig verlassen.

Cross Schottland
(c)Keili

Nach einem letzten Platten für den Urlaub, den ich wohl den wüsten Müllablagerungen an den Stellen, an denen der Radweg die Strasse berührt, verdankte, ging es die letzten Kilometer auf schottischem Boden weiter Richtung Perth.
Dort angekommen war der Plan, erstmal nach einem B&B zu schauen und dann schnell noch die Tickets für den Zug morgen nach Newcastle zu kaufen. Ersteres war schnell erledigt, aber das mit dem Zug stellte sich als Problem heraus. Die British Airways war am Streiken, und das führte zu überfüllten Zügen und unverschämten Preisen (Normalpreis x 3). Nach langen Verhandlungen bekamen wir schließlich zwei Tickets für uns und unsere Räder, für den übernächsten Tag. Die Fahrt war zwar fast so teuer wie die Fähre von Amsterdam nach Newcastle und zurück, aber wir hatten keine Wahl.
Die Tage in Perth sind genauso wenig erwähnenswert wie die Zugfahrt und die ewige Wartezeit am Fähranleger.
Erwähnt sei noch, dass am nächsten Tag die Deutsche Bahn mit der britischen gleichgezogen und uns mittels eines Zugausfalls die Ankunft im trauten Heim um satte 7 Stunden verzögert hat.

Cross Schottland

Zahlen
Cross Schottland
Cross Schottland
(c)Keili

Wir werden wiederkommen! Ganz bestimmt. In Gedanken war ich letztes Jahr fast jeden Tag dort…

Beachtlich, dass Ihr meinem Geschreibsel bis hier her gefolgt seid! Vielen Dank dafür!
Im Mai geht es dann übrigens wieder aufs Rad. Diesmal in die Sonne! Nizza – Barcelona – Nizza steht auf dem Plan, oder zumindest so was in der Art oder Ähnliches. Ach egal, 20 Tage Radfahren, Wein Trinken und Essen – wo genau ist ja Nebensache!

Keili


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